| Kurzbeschreibung:Die Quellen und die historischen Ereignisse der
ausgehenden altbabylonischen Epoche bilden den Gegenstand
der vorliegenden Untersuchung. Der Band stellt das Korpus der spätaltbabylonischen
Urkunden zum ersten Mal vollständig zusammen.
Sämtliche Texte werden nach ihren Herkunftsorten
gegliedert, die lokalspezifischen Charakteristika (Toponyme,
Lokalpantheons) beschrieben sowie die
Archivzusammenhänge der Städte Babylon,
Supur-Subula, Dilbat und Kis dargestellt. Die komplette Auflistung aller spätaltbabylonischen
Jahresdatenformeln dient als Ausgangspunkt für eine
Untersuchung der sumerischen Sprache dieser Zeit. Die wesentlichen Elemente der Geschichte des von Verfall
und Untergang bedrohten Reiches der 1. Dynastie von
Babylon, wie sie in den Datenformeln, Urkunden und Briefen
deutlich werden, werden eingehend analysiert. This Study deals with the sources and the historic events
of the Late Old Babylonian period. The volume presents a unique compilation of all Late Old
Babylonian documents. All texts are organized according to
their provenience, specific local characteristics (toponyms,
local pantheons) are described and the archive structures of
Babylon, Supur-Subula, Dilbat und Kis are discussed. A complete list of the Late Old Babylonian year names is
the basis for a study of the Sumerian language of the
period. The main historical elements of the late
1st Babylonian dynasty, which – as clearly shown
in the year names, documents, and letters – was
threatened with decay and ruin, are analysed in detail. 
 Aus dem Inhalt:INHALTSVERZEICHNISVorwortAbkürzungsverzeichnis
 TEIL 1. DIE SPÄTALTBABYLONISCHE ZEIT
 1 Einleitung
 
 
2 Die Jahresdatenformeln1.1 Abgrenzung des Themas1.2 Die Ausgangslage: Die Entwicklung der Babylon-Dynastie unter Hammurapi und seinem Nachfolger Samsuiluna
 
 
 
3 Das Sumerische der spätaltbabylonischen Urkunden2.1 Abiesuh2.2 Ammiditana
 2.3 Ammisaduqa
 2.4 Samsuditana
 
 
 
4 Das Fortbestehen südbabylonischer Traditionen3.1 Die Sumerogramme3.2 Die sumerischen Jahresdatenformeln
 
 
 
5 Historische Auswertung der Jahresdatenformeln4.1 Der Sprachgebrauch4.2 Kultverschiebung Uruk – Kis
 4.3 Weitere Kultverschiebungen
 4.4 Sumerische Eigennamen
 4.5 Siegelinschriften religiösen Inhalts
 
 
 
6 Der Gnadenerlaß in der spätaltbabylonischen Zeit5.1 Inthronisation und »Herstellung der Gerechtigkeit«5.2 Bautätigkeiten
 5.3 Kanalanlagen
 5.4 Militärische Unternehmungen
 5.5 Stiftungen
 
 
 
7 Feindliche Bedrohung6.1 Sitz im Leben6.2 Ökonomische Krisenzeit
 
 
 
8 Ausblick7.1 Die Kassiten7.2 Esnunna
 7.3 Andere »Fremdvölker« in Babylonien
 7.4 Die 1. Meerlanddynastie
 7.5 Elam
 
 TEIL 2. DIE SPÄTALTBABYLONISCHEN URKUNDEN
 9 Die spätaltbabylonischen Urkunden aus Babylon
 
 
10 Ein Abiesuh-zeitliches Archiv9.1 Geographische Eigennamen
 
9.2 Pantheon und Kulte9.1.1 Städte, Stadtteile und Ortschaften9.1.2 Babylon (KÁ.DINGIR.RA.ki)
 9.1.3 Fluren (A.GÀR)
 9.1.4 Felder und Gärten
 9.1.5 Flüsse/Kanäle
 9.1.6 Straßen
 9.1.7 Tore
 
 
 
9.3 Spezifische Berufe9.2.1 Tempelpersonal9.2.2 Tempel
 9.2.3 Weitere Götter
 9.2.4 Eid
 
 9.4 Charakteristische Begriffe und Redewendungen
 
 
9.5 Exkurs: Dattelpalmgärten9.4.1 Maße
 
 11 Die spätaltbabylonischen Urkunden aus Kis
 
 
12 Die spätaltbabylonischen Urkunden aus Supur-Subula11.1 Geographische Eigennamen
 
11.2 Pantheon und Kulte11.1.1 Städte und Ortschaften11.1.2 Kis (Kis.ki)
 11.1.3 Bezirke (ersetum)
 11.1.4 Fluren (A.GÀR)
 11.1.5 Felder
 11.1.6 Tore
 11.1.7 Straßen/Plätze
 11.1.8 Speicher
 11.1.9 Gebäude
 11.1.10 Flüsse/Kanäle
 11.1.11 Häfen
 
 
 
11.3 Spezifische Berufe11.2.1 Tempelpersonal11.2.2 Tempel
 11.2.3 Opfer
 11.2.4 Götter als Zeugen
 11.2.5 Eid
 
 11.4 Charakteristische Begriffe und Redewendungen
 
 
11.4.1 Besondere Textarten11.4.2 Maße
 
 
 
13 Die spätaltbabylonischen Urkunden aus Dilbat12.1 Geographische Eigennamen
 
12.2 Pantheon und Kulte12.1.1 Städte und Ortschaften12.1.2 Fluren (A.GÀR)
 12.1.3 Tore
 12.1.4 Flüsse/Kanäle
 
 
 
12.3 Spezifische Berufe12.2.1 Tempelpersonal12.2.2 Eid
 
 12.4 Charakteristische Begriffe und Redewendungen
 
 
12.4.1 Besondere Textarten12.4.2 Maße
 
 
 
13.1 Geographische Eigennamen
 
13.2 Pantheon und Kulte13.1.1 Städte und Ortschaften13.1.2 Dilbat (Dil-bat.ki)
 13.1.3 Bezirke (ersetum)
 13.1.4 Fluren (A.GÀR)
 13.1.5 Felder
 13.1.6 Tore
 13.1.7 Speicher
 13.1.8 Flüsse/Kanäle
 13.1.9 Häfen
 
 
 
13.3 Spezifische Berufe13.2.1 Tempelpersonal13.2.2 Opfer
 13.2.3 Götter als Zeugen
 13.2.4 Eid
 
 13.4 Charakteristische Begriffe und Redewendungen
 
 
13.4.1 Besondere Textarten13.4.2 Maße
 
 
14 Die spätaltbabylonischen Urkunden aus Sippar15 Die spätaltbabylonischen Urkunden aus Tell ed-Der
 16 Die spätaltbabylonischen Urkunden unbekannter Herkunft
 17 Literaturverzeichnis
 
 INDEX
 [nach oben/top] 
 EINLEITUNG
(Auszüge  ohne Anmerkungen oder Diakritika)Die altbabylonische Zeit gehört zu den am besten
dokumentierten Abschnitten der altorientalischen Geschichte;
aus dieser etwa 400 Jahre währenden Epoche
(1936–1530 v.Chr.) sind bislang ungefähr
25.000 Texte der verschiedensten Gattungen
veröffentlicht worden. Die Forschung hat sich jedoch bisher auf die sehr
wechselvollen, hochinteressanten Anfangsphasen dieser Epoche
konzentriert. Insbesondere die Zeit König Hammurapis
– einer Herrschergestalt, deren Ruhm in der Antike
über ein Jahrtausend weiterlebte – war Gegenstand
vieler wissenschaftlicher Untersuchungen. Dagegen haben die letzten 150 Jahre der altbabylonischen
Geschichte, die Ära post Hammurapi, die die
spätaltbabylonische Zeit genannt wird, bisher kaum
entsprechendes Interesse in der Altorientalistik gefunden.
Erst in den letzten Jahren setzte eine intensivere
Beschäftigung gerade mit der schriftlichen
Überlieferung der letzten vier Könige (Abiesuh bis
Samsuditana) dieser Epoche ein. Diese Entwicklung
dürfte zu einem großen Teil darauf
zurückzuführen sein, daß erstmalig
archäologische und schriftliche Hinterlassenschaften
dieser Zeitstufe durch reguläre Grabungen im
nordbabylonischen Tell ed-Der zu Tage kamen. Vor dieser
bedeutenden Entdeckung einer spätaltbabylonischen
Stadt, die u.a. exakte Aufschlüsse über den
Fundzusammenhang einzelner Archive geben konnte, mußte
der an dieser Zeit interessierte Philologe auf ein
Textmaterial zurückgreifen, das überwiegend aus
Raubgrabungen stammte und ansonsten meist schlecht
dokumentiert war. Eine eingehendere Untersuchung dieses
Textkorpus blieb bisher aus. Dieser unzureichende Forschungsstand steht jedoch in
einem krassen Mißverhältnis zur recht
günstigen Quellenlage und zur Bedeutung dieser Epoche,
in der die bislang noch kaum erforschte unruhige politische
Geschichte mit einschneidenden sozialen und administrativen
Veränderungen einherging und auf vielerlei Gebieten
eigenständige Entwicklungen mit nachhaltigen Wirkungen
zu verzeichnen sind. In der folgenden Untersuchung der geschichtlichen
Zusammenhänge der spätaB Zeit werden wesentliche
historische Begebenheiten, basierend auf einer umfangreichen
Quellenforschung, dargestellt. Dabei hat sich die
Präsentation in Form einer Zweiteilung als sinnvoll
herausgestellt. Das Korpus aller spätaB, d.h. in der
Regierungszeit der Könige Abiesuh bis Samsuditana
verfaßten Urkunden, wird nach formalen und
inhaltlichen Kriterien aufgeschlüsselt, so wie es sich
beim gegenwärtigen Kenntnisstand darstellen
läßt. Die lückenlose Erfassung des gesamten
veröffentlichten Materials, also der datierten und
undatierten Urkunden, wurde dabei angestrebt. Die sowohl
nach Herkunftsorten als auch nach den einzelnen
Urkundenarten vollzogene Gliederung der Texte soll eine
anschauliche Übersicht über das Korpus der ca.
1700 veröffentlichten Urkunden vermitteln. Basierend auf dieser Aufarbeitung der Urkunden –
unter Einbeziehung aufschlußreicher spätaB Briefe
– wird versucht, einzelne Bereiche der spätaB
Geschichte zu rekonstruieren. Dabei werden zunächst die
Jahresdatenformeln, besonders aussagefähige Quellen
dieser Zeit, zusammengestellt und ausgewertet. Deren
historische Authentizität, die oftmals von einer von
der Königsideologie geprägten Norm überlagert
ist, wird vor dem Hintergrund der aus dem Alltagsmilieu
stammenden zeitgenössischen Urkunden und Briefe
untersucht. Es ergibt sich das Bild einer unruhigen politischen Zeit,
in der der kontinuierliche Niedergang der 1. Dynastie
von Babylon von ständigen Krisen und Konflikten
begleitet war. Dieser Bestandsaufnahme liegt hauptsächlich das
reichhaltige bereits veröffentlichte Textmaterial
zugrunde. Sie will eine Basis bieten, auf der die
weiterführende Forschung unter Einbeziehung der noch
unpublizierten Quellen aufbauen kann. [nach oben/top] Abgrenzung des ThemasDie Geschichtsschreibung Mesopotamiens hat im
wesentlichen drei Bereiche zu berücksichtigen: die
politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Entwicklungsprozesse. So behandelt die »politische Geschichte«
hauptsächlich die inneren Zusammenhänge eines
abgegrenzten Staates, ohne die Wechselbeziehungen zu
äußeren politischen Systemen außer acht zu
lassen. Die »wirtschaftliche Geschichte« befaßt
sich mit den ökonomischen Begebenheiten, wobei
Ackerbau, Viehwirtschaft, Handwerk und Handel jeweils eine
große Rolle spielen. Schließlich beschreibt die »gesellschaftliche
Geschichte« ein Gesellschaftssystem mit seinen
sozialen, rechtlichen, religiösen und kulturellen
Vorstellungen. Im Rahmen dieser Arbeit wird der Versuch unternommen,
hauptsächlich die »politische Geschichte«
des spätaltbabylonischen Reiches zu umreißen.
Bestimmte Aspekte werden im Detail behandelt; andere, an
Bedeutung sicherlich nicht zurückstehende, können
auf Grund der Quellenlage nur skizziert werden. Zahlreiche
Fragestellungen, die auf wirtschaftliche und
gesellschaftliche Gebiete übergreifen, sind infolge des
oft unmittelbaren Zusammenhanges mit der politischen
Geschichte notwendigerweise einzubeziehen. Ein komplexes
System hauptsächlich politischer, aber auch
sozioökonomischer Begebenheiten soll dem Leser
vermittelt werden. Die hier zu behandelnde spätaB Periode umfaßt
das Ende der sogenannten altbabylonischen Epoche, die von
1936–1530 v.Chr. datiert wird. Der zeitliche Rahmen wird vorgegeben durch die
Regierungszeiten der vier Könige Abiesuh bis
Samsuditana. Die Abgrenzung dieser Periode ergibt sich
zwangsläufig aus der Quellenlage, denn zwischen den
beiden Nachfolgern Hammurapis – Samsuiluna und Abiesuh
–- besteht ein Bruch, der sowohl die Herkunft der
Texte als auch deren formellen Aufbau und Inhalt
betrifft. Im Gegensatz zum Reich Samsuilunas, das sich noch
über große Teile Südbabyloniens erstreckt,
beschränkt sich der Herrschaftsbereich seiner vier
Nachfolger nur noch auf ein Kerngebiet Nordbabyloniens.
Dieses umfaßt die zentralen Städte Babylon,
Dilbat, Kis und Sippar sowie deren Umland. Die gesamte bis
dahin blühende schriftliche Überlieferung
Südbabyloniens fällt nach Samsuiluna weg. Die
Rechts- und Verwaltungsurkunden Nordbabyloniens weisen ein
streng eingehaltenenes Formular mit einem für diese
Zeit spezifischen Vokabular auf. So ist das spätaB
Textkorpus von demjenigen der vorangehenden altbabylonischen
Epoche klar abzugrenzen. [nach oben/top] Die
Ausgangslage: Die Entwicklung der Babylon-Dynastie unter
Hammurapi und seinem Nachfolger SamsuilunaAls Blütezeit der altbabylonischen Epoche gilt die
Regierungszeit Hammurapis (1728–1686 v.Chr.).
Dieser Herrscher amurritischer Herkunft kann sich am Ende
seines Königtums als Eroberer von ganz Mesopotamien,
d.h. einem Gebiet, das sich vom Persischen Golf bis zum
Mittleren Euphrat erstreckt, bezeichnen. Die Expansionspolitik Hammurapis ist bei Gasche 1989,
S. 133f., treffend zusammengefaßt: Bei
Regierungsantritt erstreckt sich sein Herrschaftsgebiet auf
einen Umkreis von 50–100km um die Hauptstadt Babylon.
Schon in seinem 6. Regierungsjahr leitet er eine
erfolgreiche Expedition gegen Isin und Uruk, womit er sich
Larsa, der Residenz von Rim-Sin I., auf eine Entfernung
von höchstens 25km nähert. Danach richtet er sein
Augenmerk auf die osttigridischen Gebiete, dringt in das
Euphrat-Tal ein und stürmt Rapiqum und Salibi. In
seinem 30. Regierungsjahr wird Larsa endgültig
unterworfen und das Land Jamutbal annektiert. Es folgen in
den beiden nächsten Jahren zuerst die Unterwerfung
Esnunnas, danach die Eroberung Maris. Der beginnende Verfall unter SamsuilunaAllerdings kann das somit beträchtlich
vergrößerte Königreich nur für kurze
Zeit und unter großem Kraftaufwand zusammengehalten
werden. Wie sich im folgenden zeigt, bestimmen zahlreiche
Machtstreitigkeiten bereits unter Hammurapis Sohn Samsuiluna
(1685–1648 v.Chr.) das politische Geschehen. Das
Reich schrumpft. Nur wenige Texte geben einen konkreten Einblick in die
politischen Ereignisse dieser Zeit. Der stufenweise Verlust
Süd- und Mittelbabyloniens wird gerade durch ein hier
zu beobachtendes Aussetzen der schriftlichen
Überlieferung angezeigt. Die nachfolgenden
Ausführungen dürfen nicht darüber
hinwegtäuschen, daß es an zusammenhängenden
Archiven von Urkunden und Briefen aus Süd- und
Mittelbabylonien mangelt, anhand derer man Erfolge und
Niederlagen der babylonischen Armeen direkt verfolgen
könnte. Infolgedessen muß auf die Interpretation anderer
Textzeugen ausgewichen werden, die uns neben den
archäologischen Befunden einzig zur Verfügung
stehen. Es handelt sich um die offiziellen Texte aus der
Regierungszeit Samsuilunas: die Jahresdatenformeln und die
Königsinschriften. Im folgenden werden die bisher greifbaren politischen
Geschehnisse aus der Herrschaft Samsuilunas
zusammengefaßt. Dabei spielen vor allem die feindliche
Bedrohung Babyloniens sowie die wechselnde Ausdehnung des
Reiches eine große Rolle. Die JahresdatenformelnZahlreiche Jahresdatenformeln Samsuilunas berichten von
kriegerischen Ereignissen und vermitteln somit einen
Eindruck dieser bewegten Zeit ... Angesichts der Tatsache, daß der Umfang des Reiches
ständig zurückging, muten die Wortlaute dieser
Jahresdatenformeln prahlerisch und übertrieben an. Mehr
oder weniger unfreiwillig geführte Abwehrmanöver
werden als siegreiche militärische Unternehmen
deklariert. Es besteht ein Widerspruch zwischen dem, was als
offizielle Jahresdatenformel bekanntgegeben wurde, und dem,
was tätsächlich geschah. Dies ist vor dem
Hintergrund der nachfolgenden Quellenauswertung
offensichtlich. ... Der schrittweise Verlust von Süd- und MittelbabylonienIn offenkundigem Gegensatz zu der Darstellung in
offiziellen Texten ist tatsächlich eine geographische
Einschränkung des Königreiches, die sich in zwei
Stufen vollzieht, zu beobachten: Zuerst muß sich
Samsuiluna nach seinem 12. Regierungsjahr mit dem
endgültigen Verlust der südlichen Region –-
dem Gebiet von Larsa und Ur – abfinden; danach, nach
seinem 30. Regierungsjahr, geht ihm auch
Mittelbabylonien – das Gebiet von Nippur und Isin
– verloren. Entsprechend nimmt die Zahl der Urkunden
und Briefe in dieser Zeit drastisch ab. ... Das Gebiet der syrischen KleinstaatenWährend einer neueren Grabung im Nord-Westen des
Landes – in Khirbet id-Diniyeh, dem antiken Haradum,
schon im Gebiet der syrischen Kleinstaaten gelegen –
fand man eine babylonische Kaufmannskolonie, die in
spätaB Zeit am bedeutendsten war. Aufgrund ihrer
Position bildete sie die nördliche Grenze des Landes
Suhum. Die Stadtgründung ist wahrscheinlich zu Zeiten
der Oberherrschaft Maris anzusetzen; ihr genauer Zeitpunkt
bleibt allerdings unsicher. Ihre Funktion scheint jedoch die
folgende zu sein: Durch die erhöhte Position der
Anlage, verbunden mit der Stationierung von Soldaten, war
eine Überwachung des Tals zugunsten des Handels
zwischen Mesopotamien und Syrien nachhaltig gesichert. ... Die KassitenDie erste Jahresdatenformel, die von einer feindlichen
Begegnung mit den Kassiten – Einwanderern aus dem
Osten, d.h. dem heutigen Iran – berichtet, findet sich
ebenfalls in der Regierungszeit des Samsuiluna. In seinem
9. Regierungsjahr kann er einen Sieg über sie
verbuchen. ... Der wirtschaftliche Verfall SüdbabyloniensDoch nicht ausschließlich aus politischen
Gründen geht Südbabylonien dem Reich der
1. Dynastie von Babylon verloren; wirtschaftliche
Faktoren haben höchstwahrscheinlich ebenso dazu
beigetragen. Unabhängig davon, ob man der These einiger
Wissenschaftler glauben will, der zufolge um
1700 v.Chr. aufgrund einer fortschreitenden
Bodenversalzung der Weizenanbau im Süden ganz
verschwindet und die Gersteerträge geringer werden, ist
doch eine Beobachtung offensichtlich: Das ökonomische
Zentrum verlagert sich bereits unter Hammurapi nach
Norden. ...  [nach oben/top] 
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